Partnerschaft als "Weg mit Herz"

… Ist es ein Weg mit Herz?
Wenn er es ist, ist der Weg gut; wenn er es nicht ist, ist er nutzlos.
Beide Wege führen nirgendwo hin, aber einer ist der des Herzens,
und der andere ist es nicht.

Auf einem ist die Reise voller Freude,
und solange du ihm folgst, bist du eins mit ihm.

Der andere wird dich dein Leben verfluchen lassen.

Der eine macht dich stark, der andere schwächt dich …

(Carlos Castaneda, Die Lehren des Don Juan, S. 88)

 

Es gibt Menschen, die meinen, daß sich die Grundzüge einer Beziehung bereits in den ersten 20 Minuten, in denen die beiden zukünftigen Partner zusammen kommen, abzeichnen. Bereits in diesen ersten Momenten und Augenblicken kann alles Glück, das in dieser Beziehung miteinander erfahrbar ist, und alles Schwierige und Leidvolle sichtbar werden.
Es kann sich abzeichnen, wo sich die beiden Partner gut verstehen, wo sie zusammen passen, gemeinsame Interessen haben, und wo sie verschieden sind, wo es vielleicht auch Meinungsverschiedenheiten und Konfliktpotential gibt.
Und vielleicht können sie die Dinge, die in dieser Beziehung bereits von Anfang an gut funktionieren als Stärken nehmen und die Dinge, die von Anfang an schwierig zu sein scheinen, als Aufgaben sehen. Als Aufgaben in dem Sinn, daß einer den anderen auf Dinge hinweisen kann, die der andere vielleicht von sich aus so bewußt gar nicht bemerken würde, oder wo ihn sonst auch niemand dazu zwingen würde, sich damit auseinanderzusetzen.

Diese Dinge, die schwierig sind, tauchen oftmals immer wieder auf und stellen die Beziehung auf die Probe und in Frage, und sie können meines Erachtens nach nur unter Schmerzen überwunden werden.
Es sind Schmerzen, die z. B.daher rühren, daß einer darauf verzichten muß, daß etwas so ist oder nur so funktionieren kann, wie er sich das einbildet.
Es sind Schmerzen, wo einer eingestehen muß, daß er dem anderen Unrecht getan hat, wo er dem anderen sagen muß, daß es ihm leid tut, und daß er sich geirrt hat, auch wenn er bis dahin vom Gegenteil überzeugt war.

Dieses Eingestehen eines Irrtums und der gleichzeitige Versuch, etwas von nun an anders zu machen, könnte man auch als so etwas wie einen "Abschleifprozeß" sehen.
Alles, was an den Partnern am Beginn ihrer Beziehung noch rauh und ungehobelt und kantig ist, also alles was sich die Beiden bis dahin in einem gewissen Sinne "eingebildet" haben, kann auf diese Weise abgeschliffen werden und von den Beiden abfallen. Vielleicht ist unter anderem auch dieses Abfallen und Abschleifen von Sturheiten in der Bibel bei Matthäus 3,12 gemeint, wenn dort steht:

… Und er hat seine Wurfschaufel in der Hand;
er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln;
aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer.

Ich meine also, daß zwei Menschen in ihrer Beziehung Überflüssiges wie Spreu vom Weizen abfallen lassen können und auch müssen, wenn sie nicht stehenbleiben möchten. Und das "Verbrennen" dieser Spreu ist dann natürlich auch oftmals mit Schmerzen verbunden.
(vgl. Gottfried Hutter, Auferstehung vor dem Tod, S. 123 und http://www.resurrection.de)